Kann die Gastronomie auch ganz ohne Jammern?
Veröffentlichung: 28.02.21
Kann die Gastronomie auch ganz ohne Jammern?

In der Gastronomie gehört Jammern zur Tradition. Es gehört zur Branche wie der Deckel zum Topf. Zwischenzeitlich erreicht es ein Level, das mir einfach nur noch auf den Sack geht. Beispiel gefällig? Da jammert der Verbandspräsident von HotellerieSuisse anfangs Jahr über Diskriminierung der Schweizer Hotels, weil er gerne was vom finanziellen Bundes-Honigtopf hätte, um seinen alpinen Hotelbetrieb ohne Verluste durch die Corona-Krise zu steuern.

Spulen wir einige Wochen zurück: Ende Januar – inmitten des Schweizer Lockdowns –
erreicht uns Steuerzahler die Schlagzeile, wonach der höchste Schweizer Hotelier seinen Geschäftsgang der aktuellen Wintersaison bejammerte und Staatshilfe forderte. Konkret beklagt er die Regel, wonach Hotelunternehmen mit Restaurants welche gesamthaft die Verlustschwelle von 40% nicht erreichen, von den Härtefallhilfen ausgeschlossen werden. Was für ein Affront gegenüber jenen Branchen, welche frontal von der Pandemie getroffen wurden – z.B. Luftfahrt, Messebetreiber, Konzerte, Theater, Kinos, Sportveranstalter, Detailhandel etc. – eben jene Unternehmen, welche seit Monaten keine Einkünfte erzielen konnten. Die Forderung beinhaltet eine gewisse Ironie: Botschafter ist ausgerechnet jene Person, welche vor wenigen Jahren – zu Recht – propagierte, dass sich der Tourismus auf wenige Marken und Regionen konzentrieren müsse, anstatt wie bisher im Giesskannen-Prinzip staatliche Mittel auszuschütten. Was lief im Bündner Wintergeschäft schief? Während die ganze Welt auf Abstand geht, konnte der Präsident der HotellerieSuisse ein nahezu normales Winter-Business durchführen: Hotel geöffnet, SPA geöffnet, hoteleigene Restaurants geöffnet. Selbst Weihnachten oder Silvester sprudelte der Champagner bis spät nach Mitternacht, während in Zürich von Amtes wegen um 22 Uhr die Lichter gelöscht wurden. Auch die verordneten Corona-Regeln gelten nur für die Gastro-Branche, jedoch nicht für den Verbandspräsidenten. Sein Betrieb lud interne wie externe Gäste zum Neujahrsbrunch ein. Da fehlt es dem Verband-Präsidenten gewaltig an Empathie gegenüber seinen Gastro-Kollegen im Ort.

Taugt dieser Botschafter als Verbandspräsident?

Das aktuelle Wehklagen ist von der Stadthotellerie wahrlich berechtigt. Aus der alpinen Hotellerie ist es ein Stöhnen auf sehr hohem Niveau. Zur Erinnerung: Lenzerheide verzeichnete im 2020 einen Rekord-Sommer; volle Hotels, volle Restaurants, ausgelastete Bergbahnen. In einzelnen Sommermonaten waren die Hotels ausgebucht. Das perfekte Sommergeschäft nach der verkürzten Corona-Wintersaison, welche im März 2020 abrupt endete. Nun raten Sie mal, wie die touristischen Reaktionen im vergangenen Sommer ausfielen? Gejammer! Überarbeitung, Überlastung, zu viel zu tun… Selbstverständlich möchte aktuell jedes Unternehmen eine Entschädigung aus Bern, zumal jede Branche pandemiegeschädigt ist. Doch wenn das Geschäft nahezu normal und dazu noch konkurrenzlos stattfindet, wie in unserem Beispiel, sollten die Betroffenen an ihrer Wertschöpfung arbeiten, anstatt von «Subventionitis» zu träumen. In Graubünden waren die Hotels zu keinem Zeitpunkt des Winters 2019/20 geschlossen – die hoteleigenen Restaurants ebenfalls nicht. Anders bei den Gastronomen. Alle Restaurants wurden pünktlich zur Wintersaison – und rund drei Wochen vor dem offiziellen, schweizweiten Lockdown in den staatlichen Winterschlaf geschickt. Fazit: Einen unglaubwürdigeren Botschafter hätten sich die Schweizer Hotels für ihre Forderungen nicht aussuchen können. Hier platzierte die Hotelzunft den fragwürdigen Anwalt ihres Hilferufes. Degradiert die fehlende Empathie des Verbandspräsidenten gegenüber seinen Gastro Kolloginnen und -Kollegen ihn als erfolgreichen Unternehmer? So oder so, was bleibt ist ein fader Nachgeschmack und die Frage, ob dieser Botschafter als Verbandspräsident tragbar ist? Glücklicherweise gibt es Gastronomen, die ihr Business auch in Krisenzeiten im Griff haben. Ein Blick über den Tellerrand lässt Unternehmen entdecken, die es besser können. Zum Beispiel Dean & David.

Auch Männer mögen´s gesund

Es gibt sie tatsächlich; Gastro-Erfolgsgeschichten, die während der Corona-Pandemie ihren Wachstumskurs fortsetzen. Es sind grosse Ketten wie KFC (Kentucky Fried Chicken), die im Vorjahr wie auch in diesem Jahr weitere Restaurants öffnen. Andererseits sind es kleinere, jedoch nicht minder besondere Schnellrestaurants, die zu den erfolgreichen Gastronomen gehören. Eine dieser Gastro-Perlen ist das 2007 in München gegründete Unternehmen Dean & David (deananddavid.ch). Das junge Unternehmen bietet in fast 100 modern gestalteten Restaurants in fünf Länder gänzlich frische und gesunde Küche an. Der Philosophie von Dean & David macht neugierig. Die Gastronomen konzentrieren sich darauf, ausschliesslich naturbelassene und vitaminreiche Lebensmittel, welche ohne Geschmacksverstärker, Farb- oder Konservierungsstoffe auskommen, zu verarbeiten. Morgens frisch vom Markt und mittags zu leckeren Gerichten verarbeitet auf den Tisch. Gesundes Essen 100% Handmade. Dabei wird geniessen nach dem Motto «WE CARE, YOU EAT» zelebriert. Was mit einer kleinen Salatbar in München startete, geht heute um die Welt und erwirtschaftet einen hohen zweistelligen Millionenumsatz. Gezaubert werden in den hippen Lokalitäten neben Salaten auch Sandwiches, Suppen, kaltgepresste Säfte und Kaffee – natürlich immer gesund und vitaminreich. Leichte Kost für einen gesunden Lebensstil. Dabei spürt der Gast die richtige Portion Leidenschaft im Team, was in einem People-Business wie der Gastronomie überlebenswichtig ist. Das Angebot entspricht dem Zeitgeist. Während zum Start überwiegend Frauen über Ernährung nachgedacht haben, kommen mittlerweile immer mehr Männer auf den Geschmack. Davon profitiert die Kette.

Dean & David ist auf der Überholspur

Seit 2012 gibt es Dean & David auch in der Schweiz. In Basel wurde der erste Franchising-Laden eröffnet. Weitere Filialen folgten in Zürich, Luzern, Zug. Die Expansion in der Schweiz ist in vollem Gange. Ebenso clever wie das Kernbusiness ist das Engagement der Firma. Die Gastronomen machen sich für das SOS-Kinderdorf stark, helfen dem WWF bei der Aufforstung von zerstörtem Regenwald oder engagieren sich als Pate bei Schulklassen. Diese Haltung passt zur Kernkompetenz der Marke und ist erfrischend und verführt dazu, Dean & David wieder mal einen Besuch abzustatten.

Irgendwann endet die Covid-19-Krise. Die lange Schliessung der Gastronomiebetriebe wird zu einer Marktbereinigung führen. Die Nachfrage nach dem vermissten Gastro-Angebot wird boomen. Die Branche dürfte sich einem nie dagewesenen Hoch erfreuen. Die Preise für ein Dinner werden realistische Normen annehmen. Freuen wir uns auf die neue Normalität.

Wie empfinden Sie das Gejammer der Hotellerie? Hat die Branche genügend Innovationskraft um mit Krisen umzugehen? Fehlt den Schweizer Gastgebern an Mut, innovative Konzepte umzusetzen? Wo sehen Sie die Chancen in dieser Branche? Wo sehen Sie Risiken? Sprechen Sie mit uns, und teilen Sie mit uns Ihre Meinung.

V. Vincenz

V. Vincenz

Inhaber

k

13.02.2021

Diskutieren Sie mit!

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte Sie auch interessieren:

Appetit auf Abwechslung

Appetit auf Abwechslung

In der Modebranche gab es früher eine Winter- und eine Sommerkollektion. Heute wechselt die Mode – je nach Anbieter – alle zwei Wochen und der Konsument fragt sich zu recht: «Muss das wirklich sein?» Das Geschäft mit der Wegwerfmode ist alles andere als nachhaltig....

mehr lesen
So verdienen auch Sie Geld mit bestehenden Kunden

So verdienen auch Sie Geld mit bestehenden Kunden

Buchen Sie für Ihr Unternehmen Werbung in klassischen Medien wie Print, Radio, TV oder Außenwerbung? Oder ist Onlinewerbung der heilige Gral für Ihr Unternehmen? In der digitalisierten Welt sollte sich auch das Marketing von kleinen und mittleren Unternehmen anpassen....

mehr lesen
Gratulation an Simon Neuer zum neuen CEO von ÖKK

Gratulation an Simon Neuer zum neuen CEO von ÖKK

Vor der prognostizierten massiven Prämienerhöhung im kommenden Herbst verlässt einer der teuersten Krankenkassen-Chefs der Schweiz (Lohn im Verhältnis der versicherten Prämienzahler) das singende ÖKK-Schiff. Der Abgang von Stefan Schena wird in einer Randnotiz...

mehr lesen