Vor der prognostizierten massiven Prämienerhöhung im kommenden Herbst verlässt einer der teuersten Krankenkassen-Chefs der Schweiz (Lohn im Verhältnis der versicherten Prämienzahler) das singende ÖKK-Schiff. Der Abgang von Stefan Schena wird in einer Randnotiz kommuniziert. Zu Recht. Seit Jahren wünscht sich das Management des Versicherers mit dem gesundem Bündnerverstand – wer um Gottes willen hat diesen Slogan für ein nationales Unternehmen entwickelt? – Wachstum, liefert jedoch nicht ab. Erfolgreiche Krankenkassen punkten mit Kundenzuwachs, während ÖKK vor sich her dümpelt und über neue Strategien nachdenkt. Der gewählte Fahrplan des Bündner Unternehmens geht nicht auf. Gewinne wurden an der Börse statt im Tagesgeschäft gemacht – ein Versagen des heutigen Managements? Woran lässt sich der ÖKK-Erfolg messen? Vielleicht mit dem Prunkbau von 45 Millionen in der Provinz Landquart – bezahlt mit Prämiengelder? Oder ist es das antiquierte Personalmanagement, welches bis heute keine Frau in der ÖKK-Geschäftsleitung hervorgebracht hat? Die Alt-Männer-Führungsriege unter Schena, scheint auch intern nicht zu überzeugen; viele Mitarbeitende stellen dem Unternehmen ein mäßig gutes Zeugnis auf der Arbeitgeberplattform KUNUNU aus. Oder ist es der stille, strategische Beschluss, die Positionierung als Familienversicherer aufzugeben? Wie verantwortet man diesen Entscheid, nachdem man über Jahrzehnte hinweg Prämienmillionen in die Marke ÖKK als Familienversicherer investiert hat? Spannend wäre zu erfahren, was im Vorjahr der Verkauf der 40 % Beteiligung am Schweizer Krippen-Netzwerk KIMI dem Versicherer eingebracht hat? Image? Wahrscheinlicher sind eher Millionenabschreiber. Hat sich die Versicherung unter Schena sozial profiliert? Nein; zu stark bleibt die Schlagzeile in Erinnerung, als die heutige Geschäftsleitung 2018 einem Bündner HIV-Patienten die nötigen Medikamente verweigerte, weil dieser mit den Prämienzahlungen im Rückstand war, was zu dessen Tod führte (29. April 2018 in der Südostschweiz). Entschuldigt wurde der Fehlentscheid mit geltenden Gesetzten. Die Realität liegt wohl näher an der mangelnden Kulanz der ÖKK. Noch peinlicher ist besagter Entscheid, nachdem die Sozialversicherung jährlich ihre dreistelligen Millionen-Reserven ausbaut. Bekanntlich stinkt der Fisch immer zuerst am Kopf: Die Qualität des neuen CEO wird sich daran messen lassen, wie schnell er die heutige ÖKK-Geschäftsleitung austauscht.
Appetit auf Abwechslung
In der Modebranche gab es früher eine Winter- und eine Sommerkollektion. Heute wechselt die Mode – je nach Anbieter – alle zwei Wochen und der Konsument fragt sich zu recht: «Muss das wirklich sein?» Das Geschäft mit der Wegwerfmode ist alles andere als nachhaltig....
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