Der Kranich ist böse abgestürzt. Kein Dax-Konzern wurde in Europa härter getroffen als die Lufthansa. Ende Oktober 2020 bedient die Gesellschaft Corona-bedingt nur noch fünf Prozent ihres Programms. Mutter- wie Tochtergesellschaften hängen seit Pandemiebeginn am Staatstropf. Tausende der Angestellten bekommen Flügel. Und was tut in diesem wirtschaftlichen Fiasko die Tochter Swiss? Erfolgsprämien zahlen.
Was für ein Imagedilemma! Ende Oktober 2020 – zeitgleich mit der Angst vor einem zweiten Corona-Lockdown – teilt die Fluggesellschaft Swiss mit, dass sie ihrem Kader die vertragliche vereinbarte variablen Lohnbestandteile für das zweitbeste Geschäftsjahr der SWISS-Geschichte 2019 ausbezahlen wolle. Im Genuss der Lohnkomponente kommen auch die Top-Manager und dies, nachdem der Pleitegeier seit Monaten seine Kreise über dem Unternehmen dreht. Einzig Kurzarbeit, gesicherte Bankkredite und massiver Stellenabbau können die Airline noch retten. Und nun ein solcher Management-Entscheid?
Wie viel Skrupellosigkeit verträgt das Volk?
In der schwersten Krise der Schweizer Wirtschaft wäre es angebracht, das eigene Unternehmen mit Bedacht zu lenken. Mit Ethik und Moral. An dieser Stelle für das SWISS-Management; das Wort Ethik stammt vom griechischen Wort «ēthos» und bedeutet soviel wie Charakter. Ich frage mich, beweisen die Top-Kader der Swiss im aktuellen Zeitgeschehen Charakter oder doch eher eine unbändige Geld-Gier? Zur Erinnerung: Zum Zeitpunkt der Mitteilung warten noch viele Kunden auf die Rückerstattung der längst bezahlten und verfallenen Flugtickets. Oder fördert eher eine inexistente Moral vorliegenden Entscheid der Airline-Führer? Moral stammt aus dem lateinischen Wort «Mos» und bedeutet soviel wie Sitte. Wäre es vom Management der SWISS nicht angebracht, gegenüber dem Steuerzahler etwas mehr Sitte an den Tag zu legen? Im Minimum dürfte man etwas Sitte gegenüber den tausenden ehemaligen Kolleginnen und Kollegen erwarten, welche im Zuge der Pandemie bereits ihren Stuhl bei der SWISS räumen mussten.
Dieser Entscheid entspricht nicht Schweizer Werten
Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Ich verstehe einen solchen Entscheid nicht, nachdem die Luftfahrt am Boden ist. Wohlverstanden, würden wir von einem gesunden Unternehmen sprechen, wären die vorliegenden Entscheide – Pandemie hin oder her – nachvollziehbar. Auch wenn die Zahlungen den Erfolg von 2019 betrifft, benötigt die Luftfahrt weltweit zu viel Unterstützung vom Steuerzahler. Da kann es nicht sein, dass das Management das ihnen vorgesetzte Unternehmen ausbeutet. Offensichtlich sind es skrupellose Wirtschaftsführer mit überdurchschnittlichem Salär, die unersättlich ihre eigenen tollen Worte vergessen. Wie ich darauf komme? Auf swiss.com lese ich folgende Worte «Die verantwortungsvolle und nachhaltige Führung unseres gesamten Geschäfts ist Teil der SWISS-Unternehmensstrategie. Wir verpflichten uns, einen Mehrwert für unsere Kunden, für unsere Mitarbeiter und für die Schweiz zu schaffen und unserer Verantwortung gegenüber der Umwelt, dem Einzelnen und der Gesellschaft insgesamt gerecht zu werden.».
Wie bitte? Wer verabschiedet denn bei dieser Airline die Strategie? Was für ein Fauxpas! Vorliegender Entscheid ist das gelebte Gegenteil von dem, was in der Strategie festgehalten wird. Diese Inkompetenz schadet der Marke.
Unerhört, wie schlampig Markenmanagement gelebt wird
Die Schweizer Bevölkerung war stets stolz auf ihre Swissair – pardon, natürlich ihre SWISS. Nicht anders ist zu erklären, dass Lufthansa ihre Tochter SWISS stets als eigene wertvolle Marke im Portfolio pflegte. Zu Recht; in den letzten Jahren lieferte die Marke fleissig Millionengewinne im hohen dreistelligen Bereich – obschon die Konkurrenz einen aggressiven Preiskampf lieferte. Das könnte sich ändern; während die Bevölkerung unter der Pandemie ächzt, lebt die Führungscrew der Nationalen Fluggesellschaft ihren Grössenwahnsinn aus und hinterlässt tiefste Verstörung. Die Grundwerte jedes Managers bleiben komplett auf der Strecke. Keine Selbstreflektion, keine Empathie, keine Verantwortung. Wahre Mentoren versuchen das brennende Haus mit Wasser zu löschen. Bei der Swiss wird hierfür Kerosin verwendet, was nicht einem Geniestreich entspricht. Da sich die Politik bei der Rettung stark gemacht hat, sollte sie – im Interesse der Steuerzahler – jetzt ebenso aktiv werden und hier einen Riegel schieben. Unabhängig davon, ob es sich um eine Lohnkomponente handelt oder nicht.
Was SWISS Airlines diesen Entscheid kosten könnte
Der vorliegende Entscheid – egal ob rechtlich legitim oder nicht – ist für die Marke SWISS ein Desaster, welches hausgemacht ist und Sympathie kosten dürfte. Wenn Manager der eigenen Strategie nicht folgen, hat das Unternehmen ein grosses Problem, vergleichbar mit einem Ruderboot auf rauer See. Vorliegender Entscheid dürfte treue Swiss-Kunden um so mehr verärgertem, wenn diese auf die langersehnte Rückerstattung ihrer Flugtickets warten.
Mal ehrlich, welcher Ärger muss bei diesen Betroffenen aufkommen?! Da wird Kundenvertrauen niederträchtig mit Füssen getreten. Ähnliche Situation beim Steuerzahler, was uns zur Frage bringt: Spinnen wir Schweizer? Wie oft wollen wir noch der SWISS unter die Flügel greifen um die Schweizerische Fluggesellschaft – welche einem Deutschen Unternehmen gehört – zu retten? Die SWISS erhält von der Schweiz anderthalb Milliarden Schweizerfranken als Sicherheit, damit der Kranich von nebenan – die Lufthansa – bei Banken im gleichen Volumen Kredite aufnehmen kann. Nicht mal die rund 10´000 Jobs bei SWISS wurden gesichert. Denn schon heute steht fest, dass ein hoher zweistelliger Prozentbereich der Belegschaft gekündigt wird. Und wissen sie was? Die Folgen der Kündigungen in diesem Unternehmen kostet den Staat gleich nochmals weiteres Geld.
Ist Geiz wirklich geil?
Beinahe zeitgleich zeigt sich die SWISS auch noch knausrig. Die bis anhin gelebte Gastfreundschaft auf 10000 Metern über Meer wird abgeschafft. Ab sofort gibt es keinen Snack in der Holzklasse. Damit nähert sich die edle Airline Easyjet oder Ryanair an. Totaler Fauxpas! Alle Airlines gehen in eine Richtung und die SWISS meint, sie müsse es gleichtun, anstatt an seiner eigenen Line festzuhalten. Doch damit nimmt mir die Gesellschaft die Wahl ab: Künftig wähle ich nach dem Preis. Ich lasse meinen Patriotismus auf der Toilette und spare erst noch Geld.
Was denken Sie über die Unverfrorenheit der SWISS-Lenker? Schadet ein solches Verhalten der Traditionsmarke SWISS? Werden Sie bei Ihrer nächsten Flugbuchung auch prüfen, mit welcher Gesellschaft Sie fliegen? Oder finden Sie die Haltung des Managements passend zum aktuellen Zeitgeschehen, weil alte Arbeitsverträge kein Corona berücksichtigt haben? Sprechen Sie mit und teilen Sie mit uns Ihre Meinung!
0 Kommentare